Serego Alighieri - Wein und Dichtung im Geiste Dantes (2024)

Derweil steht nur einen Steinwurf davon entfernt ein vor allem für Italien viel wichtigerer Dichter fast schon einsam auf seinem Sockel. Wer durch die Via della Costa geht, sieht Dante Alighieri ins steinerne Antlitz. Er war es, der vor rund 700 Jahren mit seiner Vers-Sammlung „Divina Commedia“ - der „Göttlichen Komödie“ - den Grundstein für die italienische Sprache legte und vor allem deshalb als Nationalheiliger verehrt wird.

Doch nicht nur dadurch ist er bis heute im Gedächtnis geblieben. „Vom Urbeginn der Schöpfung ist dem Wein eine Kraft beigegeben, um den schattigen Weg der Wahrheit zu erhellen“ wird ebenfalls dem Poeten zugeschrieben. Und der Mann wusste offensichtlich, was er sagte. Auch wenn dessen Biografie vor allem aus Eckdaten und nur wenigen Fakten besteht, scheint sicher, dass sich der Dichter in Verona im Exil aufhielt und dem Wein nicht abgeneigt war.

21 Generationen in Familienbesitz

Ob über den reinen Genuss hinaus ist nicht belegt. Dafür jedoch, dass Dantes Sohn Pietro 1353 die Villa Casal dei Ronchi und umliegende Weinberge erwarb und diese seitdem im Besitz der Nachkommen des Dichters sind. Als denen in der frühen Neuzeit einmal die männlichen Erben ausgingen, heiratete man in die Familie Serego ein. Und so steht seitdem der Name Serego Aligherie für ein Weingut, das nicht ohne Stolz darauf verweist, in der 21. Generation der Familie des berühmten Italieners zu gehören.

Knapp 20 Fahrminuten vom Zentrum Veronas entfernt findet sich das Anwesen im kleinen Ort Gargagnago. Der ist eher unspektakulär, was man von der Zufahrt zum Weingut nicht behaupten kann. Eine über 100 Meter lange Zypressenallee bildet das Entre nach einem schmiedeeisernen Tor. Am Ende des gekieselten Weges steht der Besucher dann vor Gebäuden, die zwar ehrwürdig, aber nicht uralt scheinen. Tatsächlich hat die Foresteria einige Umbauten erfahren. Heute finden sich in den oberen Etagen des Gebäudes Apartments im Landhausstil, wie er heute gepflegt wird. Deren Anzahl von nur acht lässt erahnen, dass man nicht unbedingt mit Massentourismus ein zweites Standbein aufbauen will, sondern sich eher an Weinkenner richtet.

So zieht die Lage des Gutes als auch dessen Name sowie die Location in ihrer Gesamtheit Besucher von nah und fern an. Und es gibt ganz sicher weniger romantische Plätze für Familien-Events wie Hochzeiten beispielsweise. Zudem lohnt es für Wein-Liebhaber, sich Anbau, Produktion und natürlich Produkte derer zu Serego Alighieri einmal näher anzuschauen. Und was liegt da näher, als sein Haupt nach einer ausführlichen Verkostung gleich vor Ort und geschichtsträchtig niederzulegen.

Mit Masi an die italienische Weinspitze

Während die Familie vor allem den Namen und Ruf ins Weingeschäft einbringt, wird dies bereits seit Jahrzehnten von Masi geleitet. Ein ebenfalls seit einigen Jahrhunderten etabliertes Unternehmen in Sachen Weinproduktion, das sich in der Neuzeit auf die Übernahme von traditionellen Gütern spezialisiert hat. Und auf die Produktion von italienischen Spitzenweinen. Der Vaio Armaron gehört seine rund acht Jahren offiziell dazu. Der besondere Prozess seiner Herstellung indes ist sogar älter als Sergio Alighieri oder Dante.

Denn schon die Römer trockneten die Trauben lange, bevor sie gepresst wurden. In der Fruttario über dem Torbogen, der einen verträumten Blick aufs Valpolicella und einen Teil des geschichtsträchtigen Weinanbaugebietes zulässt, kann das einfache Verfahren in Augenschein genommen werden. Nach der Lese per Hand kommen die relativ kleinen Molinara-Trauben auf die Arele - Trockengestelle aus Bambus - und bleiben hier den Winter über für 100 Tage liegen. Die besondere Reife wie auch den Geschmack erhält der Rebensaft später in speziellen Kirschholzfässern. Am Ende funkelt ein besonders dunkler und vor allem aromatisch fruchtiger Roter im Glas, der aber immer noch ein trockener ist.

Inspiriert von Dante

Weitere weiße und rote Weine verlassen die Keller des Gutes, darunter mittlerweile Berühmtheiten wie der Montepiazzo. Für den werden Klone einer uralten Rebe verwendet, Reife erlangt er dann wieder in den besagten Kirchholzfässern. Auch der BellOvile ist unbedingt einen Probeschluck wert. Vereint er doch Trauben aus der Heimat Dantes, der Toskana, sowie dem Exil, dem Valpolicella. Wer’s ganz genau wissen oder schmecken will, kommt um eine ausgedehnte Führung über Gut und durch Keller nicht herum. Krönender Abschluss könnte dann noch ein Dinner unter dem Sternenhimmel - Cena sotto le stelle - sein. Hier wird in etwas größerer Runde getafelt und vor allem sich durchs Weinangebot probiert. Wenn dann noch das Wetter mitspielt, hätte es sich Dante nicht besser einfallen lassen können.